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Übersetzungsprojekt "Blick in die Zukunft - Gegen das Vergessen: Kurzgeschichten aus afrikanischen Kontexten"

Im Rahmen einer Kooperation von stimmen afrikas/Allerweltshaus Köln e. V. und dem Masterstudiengang Literaturübersetzen

Das Projekt

Literatur und Literaturübersetzungen bieten die Möglichkeit, komplexe und differenzierte Bilder anderer Länder und Kulturen zu zeichnen. Obwohl sich afrikanische Literatur in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreut, stehen vergleichsweise wenige Autor:innen im Lichte der öffentlichen Wahrnehmung, während ein Großteil der Vielfalt der Literatur Afrikas und der afrikanischen Diaspora deutschsprachigen Leser:innen verborgen bleibt.

„Blick in die Zukunft – Gegen das Vergessen“, ein Projekt der Literaturreihe stimmen afrikas/Allerweltshaus Köln e. V. und des Studiengangs Literaturübersetzen, rückte Autor:innen in den Fokus, die aus dem Raster westlicher Rezeptionserwartungen fallen. Damit erweiterte es die Wahrnehmung verschiedener afrikanischer Kontexte um einige Nuancen und Facetten und beleuchtete nicht zuletzt die Bedeutung der Interdependenzen zwischen afrikanischen und westlichen Kulturen. „Blick in die Zukunft – Gegen das Vergessen“ bot somit den Versuch einer transkulturellen Auseinandersetzung mit Afrika in Europa. Konkret fassbar wurde diese Auseinandersetzung in der Arbeit des Übersetzens.

Sechs Autor:innen aus sechs afrikanischen Ländern bzw. der Diaspora waren aktiv an dem Projekt beteiligt: die nigerianisch-deutsche Schriftstellerin Olumide Popoola, Jennifer Nansubuga Makumbi aus Uganda, Karen Jennings aus Südafrika, Jo Güstin aus Kamerun, Sinzo Aanza aus der Demokratischen Republik Kongo und Nafissatou Dia Diouf aus dem Senegal. Sie alle brachten eine Kurzgeschichte ins Projekt ein, die sich mit Spuren der Vergangenheit befasst; im Lauf des Projekts verfassten die Autor:innen außerdem jeweils eine neue Kurzgeschichte, die den Blick in die Zukunft richtete.

Studierende des Masterstudiengangs Literaturübersetzen erarbeiteten im Austausch mit den Autor:innen deutsche Übersetzungen der Geschichten, die in der Reihe „Düsseldorf übersetzt" publiziert wurden. Die dreisprachige Anthologie unter dem Titel Timescapes – aller-retour. Erzählungen aus afrikanischen Kontexten ist im Juni 2022 im C. W. Leske Verlag erschienen.

Die Autor:innen und ihre Kurzgeschichten sowie die Übersetzenden und ihre Arbeit wurden im Rahmen vielfältiger Veranstaltungen vorgestellt: stimmen afrikas/Allerweltshaus Köln e. V. luden zu einem Onlineliteraturfestival sowie zu Events im Institut Français Köln und im Theater im Bauturm und auch unser Studiengang stellte online, offline oder auch im Hybridformat diverse Lesungen und Workshops auf die Beine.

Das Projekt wurde von der Kunststiftung NRW unterstützt.

 


Die Autor:innen

Jo Güstin

Jo Güstin ist Autorin, Regisseurin, Komikerin und Aktivistin. Sie setzt sich mit Themen der Dekolonialisierung, der Intersektionalität und des Patriarchats auseinander. Bislang veröffentlichte sie zwei Bücher: die Kurzgeschichtensammlung 9 Histoires lumineuses (Présence Africaine, 2017) und den Roman Ah Sissi, il faut souffrir pour être Française ! (Présence Africaine, 2019).  Jo Güstin studierte in Kamerun, Frankreich, Japan und Deutschland, 2019 ließ sie sich in Toronto, Kanada, nieder. 2020 gründete sie die Produktionsfirma DEARNGE SOCIETY Inc., die bislang einen Podcast (Contes et légendes du Queeristan), einen Kurzfilm (Don’t Text Your Ex) und eine virtuelle Stand-up-Show (Life Is Too Short To Be Straight) produzierte. In ihrer Kunst möchte sie eine Heimat für queere BIPOCs rund um die Welt erschaffen. 

Jennifer Nansubuga Makumbi

Jennifer Nansubuga Makumbis Debütroman Kintu gewann 2013 den ersten Platz des Kwani? Manuscript Projects. Ihre Kurzgeschichte „Let’s Tell This Story Properly“ wurde 2014 mit dem Commonwealth Short Story Prize ausgezeichnet, sowohl für die Region Afrika als auch global. Im Frühjahr 2019 erschien ihre Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel Manchester Happened (GB) bzw. Let’s Tell This Story Properly (USA/Kanada) und erreichte die Shortlist des Big Book Award der Harper’s Bazaar. Ihr zweiter Roman The First Woman (GB) bzw. A Girl is a Body of Water (USA/Kanada) erschien im Herbst 2020, wurde mit dem Jhalak Prize 2021 ausgezeichnet, sowie für den Encore Prize und den James Tait Black Prize (Shortlist) nominiert. Makumbi erhielt 2018 den Windham-Campbell Literature Prize, war 2019 als Stipendiatin zu Gast am Alan Cheuse International Writers Center der George Mason University sowie 2021 am Netherlands Institute for Advanced Study (NIAS). Sie promovierte an der Lancaster University und lehrt an der Manchester Metropolitan University. 

Olumide Popoola

Olumide Popoola ist eine nigerianisch-deutsche Schriftstellerin, die heute in London lebt. Sie veröffentlichte neben Essays und Lyrik auch die Novelle this is not about sadness (Unrast, 2010), das Theaterstück Also by Mail (edition assemblage, 2013) und gemeinsam mit Annie Holmes die Kurzgeschichtensammlung breach (Peirene Press, 2016). Ihr Roman When We Speak of Nothing (Cassava Republic) erschien 2017 im Vereinigten Königreich und Nigeria und im April 2018 in den USA. 2014 wurde sie mit dem May Ayim Award, dem ersten Schwarzen deutschen Literaturpreis, in der Kategorie Lyrik ausgezeichnet. Popoola promovierte im Fach Kreatives Schreiben und lehrt dieses an verschiedenen Universitäten. Sie ist Gründerin und Leiterin von „The Future is Back“, ein vom Arts Council England gefördertes literarisches Schreib- und Mentoringprogramm für Nachwuchs-LGBTQ+-Schriftsteller:innen. 2018 kuratierte Popoola „Writing in Migration“, die Erstausgabe des International African Bookfest in Berlin, für das mehr als 35 Autoren und Autorinnen anreisten. Sie ist international als Autorin, Sprecherin und Moderatorin gefragt. 2019/20 arbeitete Popoola als Residenzschreiberin der Greenwich University an ihrem neuen Roman.

Nafissatou Dia Diouf

Nafissatou Dia Diouf ist eine senegalesische Autorin, die auf Französisch schreibt. Sie wurde 1973 in Dakar in eine multikulturelle Familie hineingeboren, fest verankert in der senegalesischen Gesellschaft und zugleich weltoffen durch Literatur und Reisen. Ihre Schulbildung absolvierte Dia Diouf in Dakar, ihr Studium an der Universität in Bordeaux. Danach kehrte sie in den Senegal zurück, wo sie in der Telekommunikationsbranche arbeitet. Nafissatou Dia Dioufs literarisches Schaffen ist umfangreich und vielseitig: Sie schreibt nicht nur Kurzgeschichten und Lyrik, sondern auch Jugendliteratur und Gesellschaftschroniken. So ist ihr Buch Sociobiz eine realistische und humorvolle Satire über die zeitgenössische senegalesische Gesellschaft und den Homo Senegalensis in der Arbeitswelt. Mit La maison des épices legte die Autorin ihren ersten Roman vor, der auf jahrelangen Recherchen, vor allem im Gesundheitswesen, basiert. Im Laufe ihrer zehnjährigen Schreibtätigkeit veröffentlichte Nafissatou zehn eigene Werke und beteiligte sich an ebenso vielen Anthologien. Heute ist sie eine bedeutende Figur der senegalesischen Literatur. 

Karen Jennings 

Karen Jennings ist eine südafrikanische Autorin. Sie erwarb Masterabschlüsse in den Fächern Englische Literatur und Kreatives Schreiben an der University of Cape Town, und promovierte in Englischer Literatur an der Univeristy of KwaZulu-Natal. Ihr erster Roman Finding Soutbek schaffte es auf die Shortlist des ersten Etisalat Prize für afrikanische Literatur; 2014 stand ihr Kurzgeschichtenband Away from the Dead auf der Longlist der Frank O’Connor International Short Story Competition. Ihre Memoiren Travels with my Father wurden 2016 veröffentlicht; 2018 folgte ihr erster Lyrikband Space Inhabited by Echoes. Die Romane Upturned Earth und An Island erschienen 2019 und 2020. Jennings ist außerdem Teil des Mentorenprogramm von Writivism und Short Story Day Africa, zwei Organisationen, die literarisches Schreiben auf dem afrikanischen Kontinent fördern. Heute lebt Jennings mit ihrem brasilianischen Ehemann in Brasilien. 2018 schloss sie ein Postdocprojekt an der Universidade Federal de Goiás ab, in welchem sie die Beziehung zwischen Wissenschaft und Literatur mit einem besonderen Fokus auf eusozialen Insekten erforschte.

Sinzo Aanza

Der Lyriker, Dramaturg und bildende Künstler Sinzo Aanza veröffentlichte 2015 seinen Debütroman Généalogie d’une banalité und schrieb außerdem bereits mehrere Theaterstücke, darunter Que ta volonté soit Kin (2018), Gedichte, Kurzgeschichten und Essays. Seine Werke thematisieren die politische Situation in der Demokratischen Republik Kongo sowie das Bild dieses Landes, das „schon seit jeher den Investoren gehört, insbesondere ausländischen“. Der Abbau natürlicher Rohstoffe, die Vorstellung nationaler Identitäten und deren Auswüchse sowie die konstruierte Wahrnehmung des Landes Kongo seit der Kolonialzeit sind Themen, die sowohl in seine literarischen Werke als auch in seine Skulpturen einfließen. Aanza ist außerdem künstlerischer Leiter von Yango, der Biennale zeitgenössischer Kunst in Kinshasa.


Projektleitung:
Prof. Dr. Birgit Neumann, PD Dr. Vera Elisabeth Gerling, Dr. Eva Ulrike Pirker

Studentische Hilfskraft im Projekt:
Lena Riebl (Masterstudiengang Literaturübersetzen Englisch/Französisch)

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