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Summer School 2010

Summer School Literaturübersetzen 2010

Der Masterstudiengang Literaturübersetzen veranstaltete vom 3. bis zum 5. August 2010 die Summer School Literaturübersetzen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Nach einer Begrüßung durch den Prodekan der Philosophischen Fakultät Prof. Dr. Bruno Bleckmann und die Leiterin des Studiengangs Literaturübersetzen Prof. Dr. Monika Gomille hielt der preisgekrönte Übersetzer Ulrich Blumenbach den Eröffnungsvortrag.

„Was ist und was braucht man für das literarische Übersetzen?“ fragte Ulrich Blumenbach in Anlehnung an Schillers Antrittsvorlesung in Jena. Er veranschaulichte den interessierten Teilnehmenden die Arbeit des Übersetzens anhand einer Stellenbeschreibung für den idealen Übersetzer, musste jedoch augenzwinkernd zugeben, dass auch er selbst seinen eigenen Ansprüchen nicht genüge und er auch noch keinen Übersetzer getroffen hätte, der dies täte. Im Anschluss an den gleichermaßen unterhaltsamen wie erhellenden Vortrag stellte er sich den Fragen des Publikums und sprach mit den Teilnehmenden über Übersetzungsprobleme, Onlinewörterbücher und Nebeneinkünfte. Vor allem waren die Gäste aber daran interessiert, wie sein Alltag aussah, während er sechs Jahre lang an der Übersetzung von David Foster Wallaces über 1000 Seiten starken Werk Infinite Jest/ Unendlicher Spaß arbeitete, für die er mit dem Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde.

Während der Lesung mit Steven Bloom und seiner Übersetzerin Silvia Morawetz konnten die Teilnehmenden den Prozess des Übersetzens gleichsam „live“ mitverfolgen. Zum Vortag kamen Abschnitte aus Blooms Roman Give me a question sowie seiner deutschen Übersetzung. Zwischen den einzelnen Kapiteln berichteten Autor und Übersetzerin einem interessierten Publikum von ihrer Zusammenarbeit, diskutierten übersetzerische Probleme und beantworteten die unterschiedlichsten Fragen aus der Zuhörerschaft. So konnte der Übersetzungsalltag hautnah miterlebt werden.

Übersetzen ist nicht nur praktisches Handwerk; wer Literaturübersetzen studiert, bekommt auch ein breites theoretisches Hintergrundwissen vermittelt. Felix Mayer gab in seinem Vortrag zu den verschiedenen existierenden Übersetzungstheorien einen kompakten Einblick in ein weites Feld. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Thesen von Jacques Derrida und Umberto Eco, immer wieder mit Beispielen untermauert. So erhielten die Teilnehmenden sowohl Einblick in die typischen Zwickmühlen zwischen Gewinn und Verlust, Wörtlichkeit und Sinnhaftigkeit, Treue und Verhandlung, in denen Übersetzende sich wiederfinden, als auch in sprachphilosophische Lösungsansätze.

Selbst in die Praxis des Übersetzens einsteigen konnten die Teilnehmenden im Workshop „Übersetzungspraxis Englisch“ bei Stephanie Kreiner. Dort mussten sie zunächst schon vorhandene Übersetzungen verbessern und häufig auftretende Fehler und false friends ausfindig machen. Dann übersetzten sie einen Auszug aus Haroun and the Sea of Stories von Salman Rushdie, der dank Reimen und Wortspielen einen recht hohen Schwierigkeitsgrad erreichte. Anschließend diskutierten sie zusammen die Vor- und Nachteile der verschiedenen Übersetzungen. Dabei kamen auch praktische Aspekte wie die Gestaltung einer Normseite, die Qualität von Wörterbüchern und Honorarverhandlungen zur Sprache.


Der Workshop „Übersetzungspraxis Französisch“ mit Andrea Alvermann bot eine interessante Mischung aus praktischer Arbeit am Text und allgemeinen Ausblicken auf die Tätigkeit als Literaturübersetzer*in. In dem bunt zusammengesetzten Plenum entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch sowohl über die Schwierigkeiten bei der Übersetzung einzelner Vokabeln und Redewendungen als auch über allgemeine Aspekte der Übersetzungsarbeit sowie nicht zuletzt über die Bedingungen, unter denen Literaturübersetzende arbeiten. Neulinge konnten erste Einblicke gewinnen und Erfahrene ihren Horizont erweitern.


Zwischenmenschlicher Verständigung und den Missverständnissen, die dabei auftreten können, widmete sich der Workshop „Interkulturelle Kommunikation und Kulturvermittlung“. Eun-Siee Jo stellte verschiedene Theorien vor, zur tendenziellen Stereotypisierung von Menschen aus „anderen“ Kulturen etwa, oder zu den verschiedenen Phasen der Integration. Welche Rolle kultureller Hintergrund für das Verhalten in einer gegebenen Situation spielen kann, war Thema diverser praktischer Beispiele, die in Kleingruppen und im Plenum bearbeitet wurden – und wobei sich wohl alle Teilnehmenden im einen oder anderen Fall selbst wiedererkannt haben.


Unter der Leitung der Diplom-Literaturübersetzerin und Autorin Sabine Klewe übersetzten die Teilnehmenden im Workshop „Übersetzungspraxis Spanisch“ einen Auszug aus La nada cotidiana von Zoé Valdés ins Deutsche. Am Beispiel dieses Romans wurde besonders deutlich, dass nicht nur die Sprache für das Übersetzen eine Rolle spielt, auch Kultur, Politik und soziale Verhältnisse müssen übertragen werden. Darüber hinaus zeigte Sabine Klewe den Teilnehmenden am Beispiel der bereits existierenden Übersetzung des Romans Stolpersteine, die einem auch bei diesem sprachlich nicht allzu komplexen Werk begegnen können. Erneut zeigten sich die Teilnehmenden an der Übersetzungspraxis interessiert und wollten wissen, wie die Zusammenarbeit zwischen Übersetzer*in und Lektorat verläuft.

Hamare sahar me ek larka rahta tha jiska nam tha sundarlal. – In unserer Stadt lebte einmal ein Junge, der hieß Sundarlal. Anhand der Geschichte eines Jungen, der nicht eben mit Schönheit gesegnet ist, dessen Name aber soviel bedeutet wie „der Schöne“, führte Vishtasp Pajnigar im „Schnupperkurs außereuropäische Sprachen“ in die Welt des Hindi ein. Die Teilnehmenden erhielten einen Überblick über das indische Silbensystem Devanagari und wagten erste Sprechversuche, erfuhren Wissenswertes über indische Essgewohnheiten und Bräuche und bekamen einen Eindruck davon, auf welche Schwierigkeiten Übersetzende sich gefasst machen müssen, die zwischen zwei ganz unterschiedlichen Kulturkreisen vermitteln müssen.

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