Summer School 2017
Vom 13. bis 15. Juli 2017 fand die Summer School Literaturübersetzen statt, die wie jedes Jahr vom Masterstudiengang Literaturübersetzen organisiert wurde und sowohl Studierenden als auch berufstätigen Übersetzenden und allen anderen Interessierten offen stand.
Im Anschluss an die Eröffnung der Summer School durch Prof. Dr. Birgit Neumann, Leiterin des Instituts für Anglistik und Amerikanistik V sowie Leiterin des Studiengangs Literaturübersetzen, fand in der Bibliothek der Heinrich-Heine-Universität eine Lesung des britischen Lyrikers Musa Okwonga statt. Die charmante Art, mit der der Dichter aus seinem Lyrikband Eating Roses for Dinner las und die Gedichte durch persönliche Erfahrungen ergänzte, machte den Auftakt zur Summer School besonders ansprechend.
Am 14. Juli ging es im Haus der Universität mit einem Vortrag zum Thema „Migration als Übersetzungsprozess“ weiter. Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Doris Bachmann-Medick befasste sich mit einer Thematik, die gerade im Zusammenhang mit der aktuellen „Flüchtlingskrise” sehr aktuell ist. So werden Menschen mit Migrationsgeschichte häufig dazu aufgefordert, sich selbst zu übersetzen und werden wiederum durch andere übersetzt, zum Beispiel indem die Erlebnisse von Geflüchteten an bürokratische Vorgaben angepasst werden.
Der renommierte und preisgekrönte Literaturübersetzer, Autor und Sänger Frank Heibert hielt im Anschluss einen kurzweiligen und lehrreichen Vortrag mit dem Titel: „Hilfe, ein Wortspiel! Methodische Vorschläge zur Übersetzung eines scheinbar unübersetzbaren Stilmittels“. Anhand zahlreicher Beispiele aus eigenen Übersetzungen machte Heibert deutlich, dass Wortspiele zwar eine Herausforderung darstellen, aber dass Literaturübersetzer dieses Problem systematisch angehen und so kreative Lösungen finden können.
Danach gab Ursula Bachhausen, Übersetzerin spanischer und katalanischer Literatur, einen Workshop zur Übersetzung aus dem Spanischen. Die Teilnehmenden übersetzten mit ihrer Hilfe einige microrrelatos, beziehungsweise Kürzestgeschichten, eine Gattung, bei deren Übersetzung besonders auf Sprachrhythmus und Präzision geachtet werden muss.
Der 15. Juli, letzter Tag der Summer School, stand ganz im Zeichen der Workshops: Zunächst leitete Diplomübersetzerin Marion Herbert einen Workshop zur Übersetzung französischsprachiger Comics. Schwierig an diesem Genre ist, dass die Übersetzungen nicht länger ausfallen dürfen als das Original: Da Sprechblasen und Textfelder den Text räumlich begrenzen, mussten die Workshopteilnehmenden treffende und kurze Übersetzungen finden. Außerdem müssen Lautmalereien übersetzt werden.
Im Anschluss leitete Sophie Almer einen Workshop zu Fantasy-Übersetzungen aus dem Englischen. Anhand von verschiedenen deutschen Übersetzungen des Herrn der Ringe zeigte sie die besonderen Herausforderungen des Genres sowie verschiedene Übersetzungsstrategien für diese auf, bevor die Teilnehmenden sich selbst an einer kurzen Übersetzung versuchten.
Maria Hummitzsch, Übersetzerin aus dem Englischen und Portugiesischen sowie 2. Vorsitzende des Verbands deutschsprachiger Literaturübersetzer (VdÜ), beleuchtete zum Abschluss der Summer School ein ganz anderes Übersetzungsproblem: das Übersetzen von Pidgin-Englisch. Wie können solche Kontaktsprachen, wie sie unter anderem im von Hummitzsch übersetzten Roman Das geträumte Land von Imbolo Mbue auftauchen, übersetzt werden? Früher, so die Übersetzerin, wurden Pidgin Englishes häufig durch Dialekte aus dem deutschen Sprachraum oder „Stummelsprache“ übersetzt, wodurch den Erähl- bzw. Figurenstimmen im Deutschen mangelnde Bildung zugeschrieben wurde . Hummitzsch stellte dagegen überzeugend ihre Methode vor, in der leichte Verschiebungen im Deutschen den Charakter der Sprache rekonstruieren, ohne dass ein falsches Bild von den Figuren entsteht.
Alles in allem war die diesjährige Summer School in ihrer Mischung aus Literatur, Theorie und Übersetzungspraxis ein voller Erfolg. Über die Veranstaltungen hinaus erlaubte sie auch einen regen Austausch zwischen Übersetzenden, Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen, Studierenden und anderen Teilnehmenden.
Die Summer School Literaturübersetzen wurde von der Gesellschaft von Freunden und Förderern der HHU gefördert. An dieser Stelle möchten wir uns erneut herzlich für die Unterstützung bedanken.