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Summer School 2024: The Power of Translation – Ethics, Morals Values

Summer School 2024

The Power of Translation – Ethics, Morals, Values

Auch in diesem Jahr durften wir uns über eine rege Teilnahme an der Summer School Literaturübersetzen vom 20.–22. Juni 2024, diesmal zum Thema »The Power of Translation – Ethics, Morals, Values«, freuen. Zahlreiche Studierende des Masterstudiengangs und verwandter Fachrichtungen sowie Literaturübersetzende und Interessierte aus ganz Deutschland und dem Ausland reisten an, um sich zu informieren, zu diskutieren und sich auszutauschen.

Los ging es am Donnerstagabend mit einer Lesung von Dr. Elizabeth Chakrabarty, die aus London angereist war, um ihren Roman Lessons in Love and Other Crimes vorzustellen. Der Roman, der sich mit Diskriminierung und erlebtem Rassismus insbesondere im akademischen Umfeld auseinandersetzt, bildete einen spannenden Auftakt für die Summer School.

Im Anschluss an die Begrüßung am Freitagmorgen durch Prof. Dr. Birgit Neumann, Leiterin des Masterstudiengangs Literaturübersetzen, hielt Dorothea Traupe die Keynote-Lecture »Übersetzer·innen als Verbündete | Macht · Asymmetrien · Teilhabe«. Frau Traupe, Übersetzerin für Englisch, Polnisch und Leichte Sprache, warf die Fragen auf, die uns über die gesamte Summer School  hinweg begleiten sollten: Mit wem bin ich als Übersetzer*in verbündet, mit wem verbünde ich mich? Wie kann ich durch die von mir verwendete Sprache den öffentlichen Diskurs mitgestalten? Welche Asymmetrien begegnen uns in Hinblick auf Verständlichkeit und wie können wir die Demokratisierung der Zugänglichkeit und der Literaturlust fördern? Und schließlich: Welche Verantwortung, aber auch welche Macht ergeben sich daraus für Übersetzende in ihrem Beruf?

Den ersten praktischen Workshop gab Anne Leichtfuß zum Thema „Leichte Sprache“, in dem sie anhand eindrücklicher Beispiele aus ihrem Arbeitsalltag die Herausforderungen und Besonderheiten bei dieser Form des Übersetzens veranschaulichte. Anhand ausgewählter Beispiele übten sich die Studierenden daran, selbst lyrische Texte in Leichte Sprache zu übersetzen. Vielen Teilnehmenden war die Leichte Sprache, die den Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention zum Trotz noch nicht flächendeckend in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens für Verständlichkeit zur Anwendung kommt, bisher nur wenig bekannt.  Der Workshop stieß somit auf breites Interesse und das Thema wurde auch in der Pause noch rege diskutiert.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen griff Dr. Friederike von Criegern mit ihrem Workshop »Von wegen Leichte Sprache. Zur Übersetzung von Normabweichungen am Beispiel von Cristina Morales: Lectura fácil« diesen roten Faden wieder auf. Sie gab Einblicke in die von ihr verwendeten Strategien bei der Übersetzung des Romans und zeigte einige linguistische Herausforderungen bei der Übertragung der Regeln der Leichten Sprache aus dem Spanischen ins Deutsche auf. Die übersetzungspraktischen Übungen gestalteten den Workshop kurzweilig und unterhaltsam.

Schließlich schloss Dr. Ruth Mader-Koltay den thematischen Kreis mit ihrem Workshop »Zwischen Wörtern, Worten und Werten: Verhandeln wider den Verrat«. Die Diskussion rund um Ambivalenzen und das Aushandeln verschiedener Loyalitäten beim Übersetzen spannte einen Bogen zu den am Morgen bereits in der Keynote aufgeworfenen Fragen. Wie so oft reichte am Ende die Zeit nicht aus, um alle Fragen zu diskutieren, doch so entließ Frau Dr. Mader-Koltay uns mit vielen Denkanstößen in den Abend.

Der Samstagmorgen startete mit Christiane Kaysers Französischworkshop »Lost in Translation: oder fast das Gleiche sagen (Eco)«. Die Fragen des vorherigen Abends wieder aufgreifend, vermittelte sie anschaulich anhand vieler Beispiele aus ihrer eigenen Übersetzungspraxis, wie es manchmal nötig sein kann, den Ausgangstext auf den ersten Blick zu »verraten«, um ihm aber letztendlich viel gerechter zu werden. Klar wurde, dass die Aufgabe der Übersetzenden nicht in der rein sprachlichen Übertragung liegt, sondern darin, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen und das gegenseitige Verständnis untereinander zu fördern.

Den letzten Workshop der diesjährigen Summer School leitete Aminata Cissé Schleicher. Das Thema »... mehr als N***. Literarisches Übersetzen von Texten Schwarzer Autor*innen«, das aufgrund der Diversifizierung der literarischen Landschaft mehr und mehr Relevanz hat, stieß auf breites Interesse. Diskutiert wurde unter anderem, wer was übersetzen darf (oder vielleicht nicht?) und wie mit diskriminierenden, rassistischen Begriffen in verschiedenen Kontexten umgegangen werden sollte.

Zu guter Letzt nutzten viele der insgesamt fast fünfzig Teilnehmenden am Samstagnachmittag die Möglichkeit, zum informellen Austausch zu verweilen, Gesprächsthemen aus den vergangenen Tagen aufzugreifen sowie Lehrende und Studierende des Masterstudiengangs kennenzulernen. Wie bereits in den Vorjahren war auch diese Summer School in ihrer Mischung aus Theorie und Praxis ein voller Erfolg und sorgte über die einzelnen Veranstaltungen hinaus für einen lebendigen Austausch und nachhaltige Möglichkeiten der Vernetzung.